Schweinderl auf Abwegen

Schweinderl im SchaufensterBüro des Erlanger Vereins zur Förderung alternativer Medien von der Polizei durchsucht

Vier Polizeibeamte und ein Vertreter der Stadt Erlangen fanden sich am Morgen des 20. April beim Büro des Erlanger Vereins zur Förderung alternativer Medien zur Hausdurchsuchung ein. Eine Richterin des Amtsgerichts Erlangen hatte diesen Besuch angeordnet. Als „Beweismittel“ wurden drei Plakate beschlagnahmt.

Eins davon hing im Schaufenster und ist nach Ansicht des Erlanger Gerichts Anlass genug um die Büroräume durchstöbern zu lassen.
Bundesweit wurde dieses Plakat der Roten Hilfe verteilt und ausgehangen. Es thematisiert ein Berufsverbot gegen einen Heidelberger Realschullehrer. Die Reaktion der Erlanger Polizei ist allerdings einzigartig – ähnliche Fälle sind bundesweit nicht bekannt.
Unter der Schlagzeile „Das neue Heidelberger Schloss“ ist auf dem Poster vor der Kulisse des Heidelberger Schlosses eine Person mit Vorhängeschloss an den Lippen abgebildet. Die Fußzeile ist – auf den ersten Blick – mit einem kleinen Emblem versehen, das dem Wappen von Baden-Württemberg ähnelt. Allerdings vermisst man beim näheren Hinsehen die drei Löwen, diese wurden durch drei Schweine ersetzt. Das sei, behauptet das Erlanger Gericht, strafbar als Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole. Gegen den Vereinsvorstand wird nun ermittelt, ob er diesen Plakatanschlag veranlasst oder gebilligt habe.

Sonja Brünzels vom Verein zur Förderung alternativer Medien warnt davor, diesen Vorfall auf die leichte Schulter zu nehmen: „Die Richterin hat recht getan. Gerade das Wahrzeichen des bayerischen Freistaates wäre ein willfähriges Objekt. Nicht auszudenken, würde eines Tages die Volkskrone, die im Zentrum des Wappens steht, von Schweinen gehalten, die noch dazu die Zunge herausstrecken.“

Inzwischen wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt. Was für den Erlanger Verein nicht überraschend kam. So ganz ernst genommen hat man dort die Anschuldigungen ohnehin nicht.

Wegen Lächerlichkeit wurde das Verfahren nun aber nicht niedergeschlagen. Jedenfalls nicht offiziell. Sondern weil es wahrscheinlich nicht nachweisbar sei – erläutert Bernhard Wankel, Pressesprecher der Nürnberger Justiz – wer für den Aushang des Plakats verantwortlich ist.